Wagen aus Meschede im Konvoi der toten Kinder von Haltern

Meschede/Haltern. Es war der Konvoi der toten Kinder: 16 Schülerinnen und Schüler starben bei dem Germanwings-Absturz. Ihre Bestattungswagen waren in Weiß - als Zeichen der Hoffnung. Zwei Fahrzeuge stammten aus Meschede.

Es war ein Spezialauftrag. Zuerst galt: Stillschweigen, niemand durfte vorher davon erfahren. Dann waren gefordert: weiße Leichenwagen, ausschließlich der neueren Generation. Aus ganz Deutschland wurden diese Bestattungsfahrzeuge zusammengezogen. Sie bildeten nach dem Germanwings-Absturz den Konvoi der toten Kinder. Dicht an dicht fuhren sie in Haltern nach der Überführung aus Frankreich die sterblichen Überreste von 16 Schülern an den Trauernden vorbei. Beteiligt war das Bestattungshaus Mertens aus Meschede.

Weiß als Farbe der Hoffnung

Bestatter sind täglich mit dem Tod konfrontiert. Trotzdem war diese Szene für Fritz Mertens sehr emotional: "Mich hat es sehr berührt, dass alle Wagen in Weiß gehalten waren", sagt der 30-jährige Junior-Chef. "Weiß ist die Farbe der Hoffnung, das sah sehr tröstlich aus." Dieser Absturz war in seinen Augen ohnehin "schlimm, grausam." Zwei Bestattungswagen des Unternehmens rollten durch Haltern. Familie Mertens hätte selbst am Steuer sitzen dürfen, verzichtete aber darauf.

Vor einer Woche hatte das Bestattungshaus seine beiden Mercedes-Benz-Fahrzeuge zur Verfügung gestellt - kostenfrei. Es gibt nicht viele dieser Fahrzeuge in Deutschland, daher waren die Mescheder angefragt worden: "Wir fahren ganz bewusst zwei dieser Fahrzeuge", berichtet Fritz Mertens. "Die Farbe Weiß ist ein Zeichen der Hoffnung in aller Hoffnungslosigkeit und macht das Schwere nicht noch zusätzlich schwerer." Er findet: "Weiß lässt in aller Hoffnungslosigkeit trotz allem aufatmen."

Diese Motive hatte auch das Planungskomitee in Haltern: 16 Schüler aus dem Ort, die zu einem Spanisch-Austausch unterwegs waren, wurden getötet, als Co-Pilot Andreas Lubitz die Germanwings-Maschine vor drei Monaten absichtlich zum Absturz brachte. Er riss 150 Menschen in den Tod.

Noch bis zu eine Woche werden die Fahrzeuge in Haltern bleiben, bis die Beerdigungen abgeschlossen sind. Familie Mertens hat für die Zeit zwei Ersatzfahrzeuge zur Verfügung gestellt bekommen - und musste bisher Fragen ausweichen wegen der auswärtigen Kennzeichen: "Wir haben dann von einer Inspektion gesprochen. Wir durften nichts sagen, da im Vorfeld keine Aussagen gemacht werden durften, um die trauernden Menschen nicht noch weiter unnötig zu belasten. Daran haben wir uns gehalten", sagt Fritz Mertens.

Keine Bestattung durfte leiden

Anstrengend für die Bestatter war es, einige Abläufe kurzfristig umzustellen: "Keine Bestattung hier im Sauerland durfte unter unserem Engagement leiden. Doch wir haben es geschafft, weil wir alle wegen der guten Sache an einem Strang gezogen haben", so Fritz Mertens.

Von Oliver Eickhoff

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